Das nächste Künstlerfrühstück

Wie immer findet von September bis Juni am ersten Sonntag im Monat ab 11:00 Uhr unser Künstlerfrühstück in Wuppertal statt. Bei Interesse bitte melden!

Kontakt:

Anne Fitsch

0202/ 69 39 0889

annefitsch@yahoo.de

 

Gisela Kettner

0202/ 272 69 870

info@giselakettner.de

 

Dirk Reimer

0179/ 77 06 949

dirkreimer@web.de

 

c/o Kunstraum33

 Herrmannstraße 33

42277 Wuppertal


Biographie-Arbeit mit Senioren im Kunstbahnhof Wipperfürth

Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde

Vor meinem Vaterhaus steht eine Bank

Und wenn ich einst sie wiederfinde

Dann bleib ich dort mein Leben lang

Dann wird die Linde wieder rauschen

Ihr liebes altes Heimatlied

Mein ganzes Herz wird ihr dann lauschen

Das oft in Träumen heimwärts zieht

Mein ganzes Herz wird ihr dann lauschen

Wer weiß, wer weiß wann das geschieht

 

Mittwoch 5.2.2014

 

Ob uns der Winter trösten wollte, weil Er noch immer keinen Schnee über das Land ausbreiten möchte? Noch mag Er unsere Region nicht in ein weißes Kleid legen wollen und noch stehen die Bäume frierend in den Wäldern und schwarze Krähen sitzen in den kahlen Ästen. Und dann war da gestern Morgen dieser wunderschöne Sonnenaufgang. Alle Farben die man sich denken kann, ergießen sich über den frühen Morgenhimmel. Was für eine Pracht und was für ein Geschenk. Ich kann mich kaum trennen von den sich immer wieder veränderten Farbenspiel und fotografiere, vom Fensterbrett aus, ein Bild nach dem anderen. Was für ein Tagesbeginn! 

 

Im KUBA treffen gegen 10.00 h, 6 alte Damen aus dem Franziskusheim ein. Ihre Betreuerinnen, Silke Finklenburg-Prescha und Ellen sind dabei und so bilden wir für die nächsten 2 1/2 Stunden, ein Team, dass ohne viele Absprachen sehr gut harmoniert. Irgendwie ist es gleich rund miteinander. :-)Wir sitzen am viel zu großen Tisch und es braucht ein wenig bis uns die räumliche Entfernung, nicht mehr so sehr stört und wir zueinander finden. 

 

Unser Thema, ist die Beschäftigung mit der eigenen Biografie. Wir wollen gemeinsam ins Gespräch kommen, über das Elternhaus, über die Landschaft in der die Teilnehmerinnen aufgewachsen sind. Erst vorsichtig und dann immer freier erzählen die Frauen aus ihrem Leben und mehr und mehr fangen sie an sich zu erinnern. Bilder kommen hoch, kleine Splitter der Erinnerung an die eigenen Kindertage. Da waren die Eltern, die eine Großbäckerei hatten und mit dem Pferdewagen, die Bäckereien im Oberbergischen Land, bis nach Alfter versorgten. Erst 1937 wurde das Pferd verkauft und ein erstes Auto angeschafft.

Frau Sch. erinnert sich wie sie die 3 Kinder ihres Bruders aufzog nachdem die Schwägerin im Krieg mit nur 37 Jahren starb. Einige Jahre später hat sie ihrem Bruder eine Frau gesucht und wurde so frei für die eigene Lebensplanung.

Frau S. hat ihr Hochzeitfoto mitgebracht. Ein schönes junges Paar lächelt etwas unsicher in die Kamera. Der Brautvater und ein Blumenmädchen sind auch zu sehen. Für alle Zeiten festgehalten in diesem einem Moment, möchte man in dieses Bild steigen und diesen Augenblick noch einmal miterleben.

Frau G. wurde in einem ehemaligen Schulhaus groß. Ein lang gezogenes Schieferhaus mit vielen großen Fenstern und grünen Schlagläden steht in einem großen Garten. Es gab Hühner und Gänse und ein Pferd. Es gab reichlich Platz zum spielen. Es war wunderschön, hier Kind zu sein. Anders war es bei Frau N. Ihr Vater hatte im 1. Weltkrieg ein Bein verloren und als die Bomben im 2. Weltkrieg fielen, konnten sie nicht so schnell mit dem kranken Vater in den Bunker.

Frau N. musste viel helfen zuhause und es war keine Zeit für malen und lesen da. Es gab nur Arbeit. So sammeln sich die Geschichten, werden die inneren Bilder ans Licht geholt und unter dem Staub der Zeit sind sie in vielen kleinen Puzzlestücken, doch frisch und deutlich geblieben. Alle diese Geschichte werden erzählt, während wir mit Pappe, Stift und Schere in der kreativen Arbeit sind. Die Teilnehmerinnen malen ihr Elternhaus und auch die, die zuerst nicht so begeistert waren, lassen sich schließlich doch darauf ein. Wir singen und erzählen und unter den Händen entsteht noch einmal die Kindheit.

Frau W. singt immer mal wieder zwischendurch das schöne Lied, "Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde". Und ich glaube man kann nicht besser ausdrücken was uns an diesem Vormittag berührt hat. Die Sehnsucht und die Erinnerung an schöne und wertvolle Kindertage, nehmen wir wohl unser ganzes Leben mit....  

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